STEPS: Scenarios for the Transport System and Energy Supply (2004-2006)
Das Ziel des Projekts STEPs (Scenarios for the Transport System and Energy Supply and their Potential Effects) war es, mögliche Szenarien der zukünftigen Entwicklung des Verkehrssystems und des Energieangebots zu entwickeln, zu vergleichen und zu bewerten unter Berücksichtigung der Autonomie und Sicherheit der Energieversorgung, der Auswirkungen auf Umwelt, Wirtschaft und Technik und der Auswirkungen von Maßnahmen zur Internalisierung externer Kosten und der Wechselwirkungen zwischen Verkehr und räumlicher Entwicklung.
Das Projekt begann mit einer Aufnahme des Forschungsstands und Beschreibung relevanter Trends in den Bereichen Verkehr und Energieversorgung. Auf der Grundlage dieser Informationen wurde eine Anzahl Szenarien definiert, die sich in den Annahmen über die Höhe der Treibstoffpreiserhöhungen und die Bandbreite der unterstützenden oder kompensierenden Maßnahmen in den Bereichen Infrastruktur und Technik und Nachfragesteuerung durch Nutzungsgebühren, Steuern oder Auflagen.
Die Szenarien wurden mit vorhandenen integrierten Modellen der Raumentwicklung für Europa und für fünf Stadtregionen Regionen (Edinburgh, Dortmund, Helsinki, Brüssel und Südtirol in Italien) bis zum Jahre 2020 oder 2030 durchgespielt. Die Ergebnisse zeigten, dass langfristig Maßnahmen zur Verhaltenssteuerung wirksamer sind als Infrastrukturinvestitionen oder technische Entwicklungen, dies aber stark von der gewählten Maßnahmenkombination und der Höhe der Treibstoffpreiserhöhung abhängt. Sowohl Treibstoffpreiserhöhungen als auch die politischen Reaktionen darauf führen zu höheren Transportkosten und Einschränkungen von Erreichbarkeit und Mobilität. Dadurch dürfte sich die wirtschaftliche Entwicklung in Teilen Europas verlangsamen.
Die Simulationen mit dem SASI-Modell der Regionalentwicklung zeigten, dass steigende Treibstoffkosten und die politischen Reaktionen darauf zu einer starken Abnahme von Erreichbarkeit und Wirtschaftswachstum in Europa führen. Aber zugleich führen die geringeren Wachstumsraten zu einer Zunahme der Kohäsion zwischen den europäischen Regionen, d.h. einer ausgewogeneren Raumstruktur: Weil die wirtschaftlich stärkeren Regionen stärker von Transportkostensteigerungen betroffen sind, verlieren sie absolut mehr (wenngleich relativ weniger) als die ärmeren Regionen. Die Folge ist in allen Szenarien eine Verringerung der räumlichen Polarisierung in Europa. Allerdings führt dies in den meisten Szenarien zu einer größeren Polarisierung des europäischen Städtesystems.
Die Simulationen mit dem IRPUD-Modell für die Stadtregion Dortmund zeigten, dass hohe Treibstoffpreise zu erheblichen Veränderungen im Verkehrsverhalten führen: Der langfristige Trend zu mehr und längeren Fahrten wird gestoppt oder sogar umgekehrt. Es werden wieder mehr Wege zu Fuß und mit dem Fahrrad gemacht, und der Anteil des öffentlichen Personennahverkehrs steigt auf mehr als das Doppelte. Hohe Treibstoffpreise führen auch zu Änderungen im Standortwahlverhalten: Menschen ziehen näher an ihren Arbeitsplatz und Firmen näher zu ihren Mitarbeitern, Zulieferern und Kunden – wegen ihrer relativ hohen Dichte sind europäische Städte gut in der Lage, durch interne Reorganisation mit hohen Treibstoffpreisen fertig zu werden. Aber diese Veränderungen sind nicht freiwillig, sondern Reaktionen auf tiefgreifende Beschränkungen und bringen möglicherweise einen Verlust an Lebensqualität mit sich: Jede Autofahrt, die unterbleibt, bedeutet vielleicht einen Freund nicht besucht, ein Treffen versäumt oder ein Fußballspiel nicht gesehen. Die beste Seite höherer Treibstoffpreise sind ihre Wirkungen auf die Umwelt: Jede unterlassene Autofahrt und jeder Kilometer, um die die verbleibenden Autofahrten kürzer sind, bedeuten weniger Treibhausgase, weniger Luftverschmutzung, weniger Verkehrslärm und weniger Verkehrsunfälle. Außerdem stimulieren höhere Treibstoffpreise die Bemühung, energiesparsamere Fahrzeuge und alternative Treibstoffe zu entwickeln, und tragen so zur positiven Umweltbilanz bei. Aus der Sicht der Kyoto-Ziele sind hohe Treibstoffpreise die beste denkbare Zukunftsperspektive.
STEPs war eine Zusammenarbeit von Forschnungseinrichtungen aus zehn Ländern mit Buck Consultants International, Niederlande (Projektleitung), dem Centre for Transport Research of the Universidad Politécnica de Madrid (TRANSyT), Spanien, dem Department of Management Science and Technology der Athens University of Economics and Business, Griechenland, LT Consultants, Finnland, dem Institute for Prospective Technology Studies (IPTS) des Joint Research Centre (JRC) der EU, Spanien, dem Institute for Transport Studies (ITS) der Leeds University, Großbritannien, the Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik der Technischen Universität Wien, Österreich, dem Transport Research Laboratory, Großbritannien, Senternovem, Niederlande, der Spatial Applications Division (SADL) der Katholieke Universiteit Leuven, Belgien , Spiekermann und Wegener (S&W), Stadt- und Regionalforschung, Deutschland, Strafica Oy, Finnland, STRATEC, Belgien, Transportes, Inovação e Sistemas, Portugal und Trasporti e Territorio Srl (TTR), Italien.
Der Abschlussbericht von STEPs kann heruntergeladen werden:
Fiorello, D., Huismans, G., López, Marques, C., Steenberghen, T., Wegener, M., Zografos, G. (2006): Transport Strategies under the Scarcity of Energy Supply. STEPs Final Report, herausgegeben von A. Monzon und A. Nuijten. Den Haag: Buck Consultants International.
Weítere Informationen über die verwendeten Modelle und die Szenarioergebnisse sind enthalten in
STEPs (2005): Modelling Suite for Scenario Simulations. STEPs Deliverable D4.1. Mailand: Trasporti e Territorio SRL.
STEPs (2006): Scenario Impacts. STEPs Deliverable D4.2. Mailand: Trasporti e Territorio SRL.
Wegener, M. (2006/2010): Meta Analysis of Scenario Results. Technical Note S&W STEPs 03. Dortmund: Spiekermann & Wegener Stadt- und Regionalforschung.